Stolberger SV – MTV Köln II 22:25 (9:11)


Auf dem Papier bleiben zwei Punkte immer zwei Punkte. Realiter allerdings war das Mitbringsel aus der Kupferstadt für die Kölner besonders erquicklich. Von bis dato axiomatischer Qualität war die Phrase ‚Auswärts gegen Stolberg‘, denn lange schon gab es bei den starken Gastgebern nicht viel zu holen. Die Trainer Jannik Rau und Timo Hammer, mit der Mülheimer Zweiten erstmals in Stolberg an der Seitenlinie und nicht erpicht darauf eine solche Traditionslinie zu bestätigen, sorgten erfolgreich für tabula rasa und die Gegenthese; zweiundzwanzig zu fünfundzwanzig nach sechzig Minuten.

Bis dahin jedoch war es ein äußerst sprunghafter Weg, der Vorteil schlug stets ins Extrem, entweder zur einen oder zur anderen Seite – so wie der Spielverlauf und demgemäß die Stimmungskurve mäandert sonst nur der Amazonas. Die letzte Wendung nahm das Spiel dann aber zugunsten der Gäste, die ab der 50. Minute schließlich uneinholbar enteilten. Ähnlich gut war man in die Partie gestartet. Im Laufe eines ausgesprochen torarmen Beginns stellte der MTV nach neun Minuten auf 1:3. Nun kam auch Stolberg besser in die Partie und konnte mit einem kleinen Lauf auf 4:3 stellen und die Führung übernehmen (15. Minute). Nachdem Daniel Peters wieder den 5:5-Ausgleich herstellte, ließen die Gastgeber gleich den nächsten 3-Tore Lauf folgen, und gingen in der 23. Minute mit 8:5 in Führung. Die Mülheimer antworteten dann ihrerseits – eingeleitete durch zwei wichtige Treffer von Jan Stimpel – mit fünf Toren in Folge und gingen in der 28. Minute mit zwei Toren in Front. Respekt zollte Trainer Jannik Rau „der Ruhe und Abgeklärtheit, mit der man auf den Rückstand reagierte und das Spiel noch vor der Pause drehte“. Diesen Vorsprung verteidigte man dann auch, ehe beim Stand von 9:11 die Seiten gewechselt wurden.
Bis hierhin hatte die Zweite das gebundene Spiel der Stolberger oft gut im Griff, die treffsicheren Außenspieler zwang man in spitze Winkel, die Robert Evers zuverlässig verteidigte. Zu träge agierte man derweil im Rückzug. Während sich die Abwehr noch sortieren musste, ermöglichte einige einfach Torgelegenheiten. Im eigenen Angriff unterdessen verwarfen die Mülheimer noch viel zu viel, auch weil man sich, einem oft etwas ideenlos wirkenden Angriff und wenig Zug zum Tor geschuldet, einige schwierige Würfe nehmen musste.

Das Momentum aber konnte der MTV in den zweiten Abschnitt transportieren. Angefeuert vom eigenen Anhang, die Spieler der ersten Mannschaft sorgen für eine schöne Kulisse in der Stolberger Halle, legten die Kölner einen 6:1-Lauf aufs Parkett und erspielten sich ein vermeintlich komfortables Polster (10:17 37. Minute). Vermeintlich, weil das Spiel wieder völlig kippte und die Gastgeber nun mit einem 8:1-Lauf binnen neun Minuten konterten und mit 18:18 wieder den Ausgleich herstellten, der – nachdem der SSV sogar kurz in Führung ging – bis zum 20:20 in der besagten 50. Minute hielt. In dieser Phase agierte man völlig fahrlässig. „Das es wieder spannend wurde“, erklärte Jannik Rau, „lag an einem ungenügenden Unterzahlspiel im Angriff“. Ganze viermal bekamen die Stolberger Ballgeschenke und konnten das Spielgerät im verwaisten Tor unterbringen. „Man dachte, dass das Spiel nun zu Gunsten der Stolberger kippen würde“, so Edelfan Ralph, dessen widerständiger Trommelrhythmus das stete Taktmaß dieser wechselhaften Partie bildete. Für spielerische Lichtblicke sorgten dann, insbesondere ob ihrer Nervenstärke, zwei Youngster im Team. Fridolin Klein, der ganze fünf Mal in Halbzeit zwei einnetzte, gelangen immer wieder wichtige Treffer, den wichtigsten vielleicht, als Stolberg zunehmend die Oberhand gewann, per Dreher aus spitzem Winkel. Direkt im Anschluss daran bekam Leo Herzoff nach Ballgewinn eine Kontergelegenheit, allerdings mit einem Feldspieler zwischen ihm und Gästetor. Im Eins-gegen-Eins setzt sich Herzhoff herrlich durch (mit einer Leichtfüßigkeit, die nicht nur Kreisläuferkollege Robert Schallenberg verzaubert haben dürfte), netzte zum 20:21 ein und brachte seine Farben – nun durchlaufen wir wirklich die letzte ‚Flusswindung‘ – endgültig auf die Siegerstraße. Denn nach einem 5:0-Lauf der Domstädter stand es in der 58. Minute wieder 20:24 und als schließlich abgepfiffen wurde 22:25. Dazu trug auch Robert Evers im Tor bei, der in den entscheidenden Minuten weiter über sich hinauswuchs und bester Tourgelegenheiten der Kupferstädter vereitelte.

Es spielten: Robert Evers, Martin Weyand (beide Tor); Jan Stimpel (3), Daniel Peters (2), Mats Lerho (2), Timo Esser (3 [1/2]), Simon Bonstein (5), David Ingenerf, Jannick Kertz, Leo Herzhoff (1), Robert Schallenberg (2), Dennis Rießler, Christoph Scholl (2 [1/2]), Fridolin Klein (5).