Christoph Scholl und Matome Rampyapedi waren beide für den EHF Super Globe 2022 Teilnehmer, Sydney University Handball Club, im Einsatz. Beide sind aktive Spieler unserer 2. Herren.
Christoph bekleidet bei den Australiern mittlerweile das Amt des Head Coaches und war im Laufe der Vorbereitung und auch während der Saison selbstverständlich viel „Down Under“. Er hat den Club für den Super Globe fit gemacht, und was lag da näher, als im eigenen Verein Unterstützung zu suchen.
„Meiner Mannschaft fehlt auf einmal ein Linkshänder. Da Matome ja auch schon Nordrheinliga- und Nationalmannschafterfahrung (Südafrika) hat, lag es nahe, dass ich meinen eigenen Kölner Mannschaftskameraden mitnehme“.
Kurzerhand packte Matome also seine 7 Sachen und machte sich nach der Freigabe durch uns auf den Weg zur Vorbereitung für ein Event, dass er wohl so schnell nicht vergessen wird. Wie es für ihn war, von der Verbandsliga, kurzerhand aufs internationale Parkett zu wechseln, könnt ihr im folgenden Interview lesen.
Du spielst beim MTV Köln Handball und plötzlich bist du als aktiver Spieler bei der Club WM für Sydney dabei. Hört sich verrückt an aber wie kam es überhaupt zu der Möglichkeit, bei so einem Turnier zu spielen?
Ich wurde von Christoph Scholl angesprochen, ob ich nicht in der Mannschaft mitspielen wolle, da die Mannschaft einen Linkshänder brauchte, um das Team zu vervollständigen. Die einzig richtige Antwort, die man geben kann, ist „ja“, und ich musste nicht lange überlegen, um diese Möglichkeit zu nutzen.
Wie hast du dich während deiner Zeit mit dem Team gefühlt? Wie wurdest du aufgenommen ?
Als einziger Neuling in der Mannschaft war ich natürlich besorgt über die Reaktion und den Umgang mit dem Team, das bereits zusammen spielte und sich untereinander kannte. Aber vom ersten Treffen an wurde ich aufgenommen, als wäre ich schon länger Teil des Teams. Die Jungs unterstützten mich und waren äußerst zuvorkommend, mit einigen von ihnen stehe ich immer noch in Kontakt, so dass ich glaube, dass ich durch dieses Abenteuer auch über den Handball hinaus gute Freunde gefunden habe
Wie sieht so ein Tagesablauf Vorort aus? Gebe uns mal einen kurzen Einblick
Wir hatten eine sehr kurze Zeit, um uns auf das Turnier vorzubereiten, also haben wir hauptsächlich trainiert. Während des Trainingslagers hatten wir 2 Trainingseinheiten, eine am Morgen nach dem Frühstück und die zweite nach dem Mittagessen am Nachmittag. Meistens machten wir vor dem Frühstück einen Spaziergang zum Strand, der nur 5 Minuten zu Fuß vom Hotel entfernt war. Zwischen den Trainingseinheiten konnten wir den Physiotherapeuten besuchen oder auch in den Fitnessraum gehen.
Abends gab es Abendessen, danach konnte jeder tun und lassen, was er wollte, sofern kein offizielles Treffen oder eine Videoanalyse stattfand. Während des Turniers wurde natürlich weniger trainiert, wir hatten Gym Einheiten und einen Ausgleich zur Regeneration (Pool und Sauna), und am spielfreien Tag fuhren wir in ein Resort, wo wir den Tag verbrachten
Dies war zugleich auch dein erstes großes Turnier als Spieler, wie sieht dein persönliches Fazit aus?
Das war definitiv der Höhepunkt meiner Handballkarriere. Ich habe in einem Township in Südafrika mit dem Handballspielen begonnen, wo wir manchmal nicht einmal Bälle oder Schuhe bekommen konnten. Jetzt der erste Südafrikaner zu sein, der an diesem Turnier teilnimmt, und das vor dem Hintergrund meiner Ursprünge, ist einfach unglaublich. Ich bin gereist und habe mit der südafrikanischen Nationalmannschaft gespielt und schon internationale Luft geschnuppert, aber dieses Turnier war einfach anders. Es steht definitiv oben neben der ehre, mein Heimatland zu vertreten.

Im ersten Spiel ging es gegen den Titelverteidiger und deutschen Meister SC Magdeburg – war das ein besonders Spiel für dich?
Auch wenn von Anfang an klar war, wer besser ist, war es extrem spannend, gegen die beste Mannschaft Deutschlands mit all ihren Stars spielen zu können. Natürlich haben sie uns für jeden Fehler bestraft, den wir gemacht haben, aber am Ende hat es einfach Spaß gemacht, mit ihnen auf der gleichen Bühne zu stehen.
Jetzt bist du wieder in Köln. Konntest du schon alles verarbeiten, was in den letzten Wochen passiert ist ?
Ja, ich habe eine Weile gebraucht, um wirklich zu begreifen, was passiert ist, aber es ist einfach verrückt und unreal. Die Möglichkeit zu haben, die selbst die meisten Profis nie bekommen werden, ist extrem unglaublich und ich bin Christoph und natürlich Sydney Uni Handball sehr dankbar. Diese Erfahrung kann mir keiner wegnehmen und das ist ein tolles Gefühl. Aber das Schwelgen in Erinnerungen war nur von kurzer Dauer, denn es hieß zurück in die Realität, zurück zur Uni und zur Arbeit.
Wie verlief das erste Training wieder beim MTV Köln, war das eine Umstellung für dich ?
Es war toll, das Team wiederzusehen, und wir haben selbstverständlich über das Abenteuer gesprochen. Und ja, das Training war natürlich anders, denn mit Sydney war das Training mehr auf das Turnier ausgerichtet, was sich von dem Saisontraining, das wir in der Mannschaft haben, unterscheidet. Und natürlich ist die Intensität anders, wenn man für ein Spiel gegen den SC Magdeburg trainiert. Aber ich bin auch froh, wieder zurück zu sein und freue mich darauf, meine Mannschaft zu unterstützen. Bin auch dankbar, dass der MTV mir problemlos die Freigabe erteilt hat, mitten in einer aktiven Saison zu gehen.
